Tages- und Nachtabläufe in einer 1:1 Versorgung
Wie gestaltet sich ein Tages- und Nachtablauf in einer Versorgung? Die Antworten auf diese und weitere Fragen erfahren Sie in diesem Blogeintrag anhand einer fiktiven Beispielversorgung.
Servus zusammen,
mein Name ist Sebastian Thumser und ich bin die Pflegedienstleitung der CP Intensivpflege GmbH in Kulmbach.
Da wir in nächster Zeit öfter hier voneinander hören, möchte ich mich einmal kurz vorstellen:
Wie bereits geschrieben, mein Name ist Sebastian und bin 31 Jahre alt. Ich wohne im schönen Arzberg im Fichtelgebirge und bin gelernter Altenpfleger. Als Pflegedienstleiter bin ich nun seit mehreren Jahren aktiv und kenne viele Seiten der Pflege, vom Krankenhaus bis eben zur außerklinischen Intensivpflege.
Ich wünsche Dir jetzt schon einmal viel Spaß und in Hollywood würde man jetzt sagen: „Film ab!“
Viele Personen in meinem privaten Umfeld, die nicht aus der Pflege kommen, können sich oftmals nicht viel unter der außerklinischen Intensivpflege vorstellen. Auch Pflegekräfte, die schon immer im Altenheim oder im Krankenhaus tätig sind, tun sich schwer, etwas mit der Außerklinischen anzufangen.
Daher wird mir immer wieder die Frage gestellt:
“Was macht man denn da den ganzen Tag?”
Um diese und weitere Fragen zu beantworten, haben wir uns überlegt, diesen Blog auf unserer Homepage zu starten…
Als erstes muss gesagt werden, dass die außerklinische Intensivpflege sehr vielseitig ist und bei der richtigen Erfüllung der Arbeit und voller Ausschöpfung der Ressourcen der Klienten, keine Langeweile auftreten kann. Im Gegenteil! Ab und an kommt man auch da ins „Wuseln“.
Für uns als Pflegekräfte, aber auch für den Klienten, ist es daher von enormer Wichtigkeit, einen Tages- und Nachtablauf als Anhaltspunkt zu haben. Ich nehme Dich nun mit in einen Alltag bei einem Klienten der häuslichen Intensivpflege:
Wann beginnt der Frühdienst?
Der Dienst beginnt um 08.00 Uhr. In der Regel dauern unsere Schichten 12 Stunden. Das ist aber ein individueller Punkt. Es kommt ganz auf das Team an, aber auch auf die Versorgung.
Wie startet man in den Frühdienst?
Zum Dienstbeginn findet eine Übergabe mit dem Nachtdienst statt. Dabei werden alle Besonderheiten in der Nacht oder das, was heute ansteht, besprochen.
Was sind die Aufgaben im Frühdienst?
Nach der Übergabe werden die Vitalparameter und ggf. die Beatmungsparameter kontrolliert und im Anschluss abgezeichnet. Danach folgt ein Gerätecheck.
Warum machen wir den Gerätecheck?
Der Mitarbeiter ist immer für sich selbst verantwortlich: Daher muss jeder Mitarbeiter in der Tageskurve die Kontrolle der bei dem Klienten eingesetzten Geräte abzeichnen.
Welche Geräte gibt es in einer 1:1 Versorgung?
Es gibt einige Geräte, hier die wichtigsten:
Beatmungsmaschine
Cough Assist
Pulsoxymetrie
Sauerstoffkonzentrator
Nachdem wir diese Aufgaben erfüllt haben, beginnt die Arbeit am Klienten:
In dieser Versorgung wird der Klient parenteral ernährt und erhält die Medikation über eine PEG. Nach der Medikamentengabe wird mit der Grundpflege begonnen.
Diese dauert in der Regel ein bis zwei Stunden. Viele Fragen sich jetzt, wieso?
Für unsere Klienten ist ein ruhiges und genaues Arbeiten äußerst wichtig.
Wir beziehen bei allen pflegerischen Tätigkeiten die Ressourcen der Klienten mit ein – auch wenn es mal etwas länger dauert.
Was passiert nach der Grundpflege?
Nachdem die Grundpflege erledigt ist, wird der Klient in den Rollstuhl mobilisiert. In diesem kann er bis zum späten Nachmittag (mit Einbindung von Mikrolagerungen) sitzen.
In dieser Zeit werden verschiedene Behandlungen durchgeführt. Diese werden durch die Pflegekraft oder folgende Therapeuten umgesetzt:
Physiotherapie
Logopädie
Ergotherapie
Die Therapien sind auf den Klienten bezogen abgestimmt.
Durch unser ganzheitliches Pflegekonzept sind die einzelnen Therapien therapeutenübergreifend abgestimmt.
Sofern es das Wetter zulässt, wird mit dem Klienten ein Spaziergang unternommen oder die Angehörigen sind zu Besuch. Dann wird der Tag im Familienkreis verbracht. Auch andere Aktivitäten, wie Einkaufstouren, können möglich sein.
Gegen 17 Uhr findet der Transfer zurück in das Pflegebett statt. Dieser wird mittels eines Hebelifts durchgeführt. Die Pflegekraft bereitet nun den Klienten für die Nacht vor und führt die pflegerischen Tätigkeiten durch.
Was passiert in der Nachtschicht?
Um 20 Uhr findet dann wieder die Übergabe für den Nachtdienst statt. Hier werden wieder alle Besonderheiten des Tagesgeschehens besprochen und ggf. wichtige Informationen für den Tagdienst am nächsten Tag übergeben.
Der Klient aus unserer Beispiel-Versorgung wird derzeit in der Nacht durch eine Beatmungsmaschine bei seiner physiologischen Atmung unterstützt.
Während des Tagesverlaufs und des Nachtverlaufs werden alle zwei Stunden die Vitalwerte mit einem Pulsoximeter gemessen und dokumentiert.
Gerade in dieser Branche ist ein stetiges Beobachten des Klienten wichtig.
Der Klient kann aufgrund seiner Einschränkung nicht mit einem Sprechventil kommunizieren. Er kann sich durch seine Mimik und Gestik äußern. Gerade wenn er sich unwohl fühlt, ist es wichtig die feinen Unterschiede in seiner Mimik und Gestik zu beobachten.
Im Nachtdienst ist natürlich weniger zu tun. Hier hat die Pflegekraft mehr Zeit die organisatorischen Tätigkeiten zu erledigen.
Was sind organisatorische Tätigkeiten?
Kontrolle der Materialien
Überarbeitung der Pflegedokumentation
Dokumentation
Gegen 21 Uhr wird der Klient an die Beatmungsmaschine angeschlossen. Hierbei werden durch die Pflegekraft die Parameter kontrolliert und dokumentiert. Der Nachtdienst stellt die Medikamente für den nächsten Tag bereit. Außerdem bereitet er die Tagesdokumentation vor.
Welche Aufgaben werden den ganzen Tag durchgeführt?
Im Laufe des Tages- und Nachtablaufs kommen einige weitere Aufgaben hinzu:
das regelmäßige endotracheale Absaugen
Sekretmanagement
Gabe von Medikamenten
Überwachen der parenteralen Ernährung
viele weitere pflegerische Tätigkeiten
Auch zu sagen ist, dass nicht jeder Tag gleich ist! Aufgrund des Krankheitsbildes können unerwartete Ereignisse eintreten. Man muss das Tages- und Nachtgeschehen individuell gestalten.
Sollten im Laufe des Tages / der Nacht Notfälle eintreten, sind wir natürlich durch unsere Rufbereitschaft 24 Stunden und 7 Tage die Woche erreichbar.