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Servus zusammen,
hier ist mal wieder euer Sebastian. In den letzten Blogeinträgen haben wir besprochen wie die Ambulante Intensivpflege, speziell die 1:1 abläuft. Wir haben über den Tagesablauf gesprochen und darüber, wie sich die Angehörigen fühlen. Da fehlt aber noch eine wichtige Person…: „Was ist mit den Klienten selbst?“
Nicht jeder Klient ist im Zustand einer reaktionslosen Wachheit oder so stark in seiner Kommunikation eingeschränkt, dass er nicht kommunizieren kann. Es gibt durchaus auch den einen oder anderen Klienten, der noch in der Lage ist, am täglichen Leben teilzunehmen. Und genau da möchte ich heute anknüpfen.
Wie ist die Sicht eines Klienten auf das Procedere in der außerklinischen Intensivpflege?
Wie bereits gesagt, jeder Klient ist unterschiedlich, jeder hat unterschiedliche Bedürfnisse und jeder sieht die Lage anders. Ist doch bei uns auch so, oder? Aber was geht in einem Menschen vor, der einen so großen Schicksalsschlag erleben musste und nun rund um die Uhr durch einen Pflegedienst betreut wird?
Kurz zu dem Klienten, um den es heute geht: Der Klient hatte einen Anaphylaktischen Schock durch die Einnahme einer Kopfschmerztablette. (Wer denkt dabei schon das durch eine Schmerzbekämpfung sich das Leben so schnell ändern kann?) Durch den Schock verfiel der Klient in einen bewusstlosen Zustand und musste schlagartig intubiert werden. Durch die vorhandene COPD war die Atmung des Klienten durchaus schon erschwert. Irgendwann folgte der Luftröhrenschnitt und der Klient wurde tracheotomiert. Nach einer gewissen Zeit in der Klinik war der Klient ebenfalls an eine Beatmung angewiesen, konnte aber nach kurzer Zeit erfolgreich entwöhnt werden. Jedoch blieb die Trachealkanüle, da die Stimmritze beschädigt war und eine Indikation für die Entwöhnung der Trachealkanüle darstellte.
Nach einem langen Krankenhausaufenthalt mit einer anschließenden Rehabilitation konnte der Patient in die Häuslichkeit entlassen werden.
Und nun ging die Geschichte bei uns los
Der Klient selbst erzählte mir wie schwer es war, sich daran zu gewöhnen, dass 24 Stunden am Tag eine bzw. mehrere fremde Personen bei ihm im Haus sind. Er wusste aber auch, dass es für ihn sicherer ist, dass immer jemand (mit Fachwissen) da ist, der sofort handeln kann, wenn er zum Beispiel abgesaugt werden musste.
Aber wie geht es ihm mit der Situation?
Nachfolgend möchte ich seine Sätze so gut wie möglich zitieren. Ich denke ich kann es euch so verständnisvoll wie möglich rüberzubringen:
„Ich bin froh, dass ich so gut betreut werde. Anfangs war es für mich aber ungewohnt, immer jemand da zu haben. Ich bin für mein Leben gerne Motorrad und Auto gefahren, ich denke das das noch möglich wäre, da ich mich soweit fit fühle, aber wie soll ich denn die Pflegekraft mitbekommen wenn ich Motorrad fahre?“
Natürlich gestaltet sich das eher schwierig, aber auch hierfür gab es im Laufe der Zeit Möglichkeiten den Patienten immer mehr in die Lebensgewohnheiten einzubeziehen.
Aber wie ging es dem Patienten noch?
„Ich musste lernen, komplett den Pflegekräften zu vertrauen. Natürlich fiel es mir bei der einen Person leichter und bei der anderen Person schwerer, aber im Laufe der Zeit konnte ich ein so großes Vertrauen gegenüber den Pflegekräften aufbauen, dass ich keine Angst mehr (in gewissen Situationen) haben musste. Ich hatte oft Angst das ich durch die teilweise starke Sekretbildung ersticke, aber das habe ich jetzt gar nicht mehr.“
Auf die Frage, wie er sich jetzt fühlt mit der Gesamtsituation musste der Patient schmunzeln
„Ich habe gelernt wieder zu leben, nur anders, mit vielen neuen Leuten in meinen Leben die mittlerweile wie eine Art gute Bekannte geworden sind. Aber auch da ist es wie in einer Freundschaft, man kann sich auch mal nicht mehr sehen, ist ja verständlich.“
So, aber was ist das Fazit aus dem Ganzen?
Die oben geschriebene Geschichte zählt natürlich nicht für jeden Patienten. Wie schon gesagt kann sich nicht jeder Patient so ausführlich äußern. Bei solchen Umständen sollte versucht werden das bestmögliche für das Wohlbefinden zu machen. Gerne lade ich euch dazu ein, nehmt euch ein paar Minuten Zeit, sucht euch eine ruhige Umgebung und versetzt euch in die Lage eines Patienten, den ihr vielleicht versorgt oder durch unsere Blogeinträge kennengelernt habt. Versucht nachzuvollziehen, wie es wohl ist, dauerhaft jemand „fremden“ in der Häuslichkeit zu haben und vielleicht kann der ein oder andere einen anderen Blickwinkel für sich entdecken.
Ich hoffe, dieser Blogeintrag hat dir gefallen. Außerdem hoffe ich, dass ich dir die Sicht eines Intensivpflichtigen Patienten etwas näherbringen konnte!
Wenn Du mehr von CP und der außerklinischen Intensivpflege sehen und erfahren möchten, schau doch gern mal bei uns auf Social Media vorbei. Über einen Kommentar oder ein Like würde ich mich natürlich auch freuen.
Bis zum nächsten Blogeintrag!
Bis bald,
euer
Sebastian
Verschlagwortet mitAltenpflege, Außerklinische Intensivpflege, Beatmungspflege, Gründungsgeschichte, Intensivpflege, Kulmbach, Oberfranken, Pflege, Pflegedienst