Was versteht man unter enteraler Ernährung?

Servus und Hallo liebe Leserin und Leser unseres heutigen Blogs.

In diesem Blogeintrag geht es um das Thema der enteralen Ernährung. Ich sitze gerade in meinem Büro und schaue aus dem Fenster in unseren schönen Innenhof. Ich muss daran denken, wie ich vor ca. 3 Wochen eine riesengroße Diskussion mit einem meiner Intensivpflege-Teams hatte. In der Diskussion war auch einer der Angehörigen involviert…

Um was ging es in der Diskussion mit dem Intensivpflege-Team?

In dieser Diskussion ging es um unser Hauptthema dieses Blogs: die enterale Ernährung. Im Laufe der Diskussion bemerkte ich wieder wieviel Unwissenheit es in diesem Bereich gibt.

Deswegen passt das Thema heute sehr gut und ich hoffe das ich einige Unklarheiten beseitigen kann!

Wie immer möchte ich mit der Definition des Themas beginnen:

Enterale Ernährung bedeutet Ernährung über den Magen-Darm-Trakt (griechisch enteron = Darm). Es hat sich so eingebürgert, das enterale Ernährung gleichgesetzt wird mit Sondennahrung.

Indikationen der enteralen Ernährung:

➢ Gehirn: neurologische Erkrankungen, Tumor, Trauma

➢ HNO- Bereich: operative Eingriffe, Kau- und Schluckstörungen, Tumor

➢ Speiseröhre: Entzündungen, Fehlbildungen, Tumor

➢ Organinsuffizienzen: Pankreas, Leber, Lunge, Niere, Magen, Dünndarmresektionen, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa

Formen der enteralen Ernährung:

➢ Energiereich: 1,5 kcal/ml-2,4 kcal/ml oder

➢ Normokalorisch 1kcal /ml

➢ Eiweißreich: 7- 10 g Eiweiß/100 ml oder

➢ Eiweißgehalt von 4 – 6 g

➢ Mit Ballaststoffe: bis 2,5 g/100 ml oder

➢ ohne Ballaststoffe

➢ erstattungsfähig

Vorteil der enteralen Ernährung:

➢ Zufuhr fehlender Energie- Protein- und/oder Nährstoffe

➢ Zusätzlich zur Nahrung oder als Ersatz für eine Mahlzeit

➢ Spezielle Produkte für jede Stoffwechsellage

➢ Ständige Verfügbarkeit

➢ Hohe Nährstoffdichte – kleine Portionen ➢ Zusätzliche Flüssigkeit

Wieviel Kalorien benötigt ein Mensch pro Tag. Dafür gibt es Richtlinien.

Richtwerte für die tägliche Energiezufuhr

Alter

Männer

Frauen

19 bis unter 25 Jahre

10.460 kJ/2.500 kcal

7.950 kJ/1.900 kcal

25 bis unter 51 Jahre

10.040 kJ/2.400 kcal

7.950 kJ/1.900 kcal

51 bis unter 65 Jahre

9.200 kJ/2.200 kcal

7.530 kJ/1.800 kcal

65 Jahre und älter

8.370 kJ/2.000 kcal

6.700 kJ/1.600 kcal

Laut Empfehlung der deutschen Gesellschaft für Ernährung sollte die Ernährung folgende Nährstoffe enthalten:

Kohlenhydrate :50-60 %

Fett :25-30 %

Eiweiß:10-15 %

Ballaststoffe: 30g/Tag

Wasser: 30-40ml pro Kg/KG

Was ist Sondenkost?

Als Sondennahrung oder Sondenkost wird eine Nahrung bezeichnet, die flüssig und von so geringer Viskosität ist, dass sie über eine Ernährungssonde verabreicht werden kann.

Wie wird Sondenkost verabreicht:

Je nach Arztangabe

➢ Menge: Kalorienmenge & Flüssigkeitsmenge

➢ Art der Sondenkost – normokalorisch, hochkalorisch (mit Vorbehalt bei FKJ da sehr dickflüssig), MCT, oligopeptid usw.

➢ Applikationsform in Form von Schwerkraft, Bolusgabe und Ernährungspumpe

➢ Nach vorhandenem Ernährungsplan vorgehen – hängt am Bett vom Arzt unterschrieben

Auch Vorerkrankungen beachten: Z.B. bei Nierenkranken auf Eiweißzufuhr achten( nicht zu viel ) 

Verabreichung von Sondennahrung:

➢ Oberkörperhochlagerung 30 Grad

➢ Hände waschen / desinfizieren ➢ Nahrungsbehälter erst kurz vor Verabreichung öffnen

➢ Sondennahrung bei Zimmertemperatur innerhalb von 24 Std. verbrauchen

➢ angebrochene Behälter (max. 24 Std.) im Kühlschrank aufbewahren ( vor Applikation wieder Zimmertemperatur ! )

➢ Überleitsysteme nach 24 Std. wechseln

➢ Bei Unterbrechung der Nahrungszufuhr Sonde und ggf. Applikationssystem spülen

➢ Für jede Bolusgabe gereinigte oder frische Spritze verwenden (alle 24 Std. wechseln)

➢ Nahrung nicht in praller Sonne verabreichen oder aufbewahren, Vitamine sind licht-, wärme- und luftempfindlich

➢ Haltbarkeitsdatum beachten

Ein häufiges Thema stellt die Applikation von Medikamenten dar.

Auch hierzu einige Anmerkungen:

➢ Arzneimittel nicht in die Sondennahrung mischen ( untersagt durch das Arzneimittelgesetz)

➢ Vor und nach jeder Applikation mit Wasser spülen

➢ Jedes Arzneimittel separat verabreichen ( Arzneimittelgesetz)

➢ Arzneimittel nicht mit Gewalt durch die Sonde geben

➢ Flüssige Arzneimittel bevorzugen

➢ Zuerst flüssige Arzneimittel, dann solche die verdünnt werden müssen, verabreichen

➢ Feste Arzneistoffe fein mörsern (wenn zulässig), einfach Rücksprache halten mit Apotheke

➢ mit 10 – 15 ml Wasser aufschwemmen

➢ Wirk- und Resorptionsort beachten

Beachtung: keine magensaftresistente Medikamente mörsern oder Retardtabletten

Was sind Ursachen für Komplikationen bei der Nahrungsapplikation?

➢ ungenügendes Einschleichen, zu hohe Laufrate am Anfang, immer niedrig beginnen und dann steigern

➢ zu schnelle Verabreichung (Dumping Syndrom), eine Laufleistung von über 125 ml pro Stunde macht keinen Sinn, da der Klient die Nahrung nicht richtig verstoffwechseln kann

➢ kontaminierte Sondennahrung

➢ zu kalte Sondennahrung

➢ ungeeignete Sondennahrung

➢ Nebenwirkungen von Medikamenten, z.B. Antibiotika, Zytostatika

Was leider oft in der Häuslichkeit passiert, das eine Ernährungssonde verstopft. 

Hierzu noch einige Anmerkungen:

Ursachen:

➢ Unzureichendes Spülen

➢ Fehlerhafte Medikamentengabe

➢ Applikation ungeeigneter Nahrung (selbst hergestellt)

➢ Schleimhautfalte hat sich vor innere Halteplatte gelegt

Maßnahmen:

➢ Durchspülen mit 2 oder 5 ml Spritze, Sonde kneten, Geduld haben !

➢ Verwendung von Cola oder Pepsinwein (nicht bei Alkoholiker) löst bei    längerem Belassen in der Sonde Eiweißrückstände

➢ Im schlimmsten Fall muss die Sonde ausgetauscht werden

➢ Keine Manipulation mit einem Draht

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man mit Multivitamin oder Vitamin C durchspülen kann. Mein Tipp: Ascorbinsäure (Vitamin C) löst oft die Verstopfung.

Ich bekomme immer wieder die Frage gestellt, ob man die Ernährungslösung (Sondennahrung) komplett oder nur den flüssigen Anteil bilanzieren soll.

Ich weiß, dass man den flüssigen Anteil bilanzieren sollte, aber der Einfachheit halber dürfen meine Pflegekräfte die Lösung komplett bilanzieren.

Wenn wir eine adäquate Bilanzierung machen würden, müsste auch die Perspiration insensibilis (ca. 500 ml pro Tag) und perspiratio sensibilis (abhängig von äußeren Faktoren) bilanziert werden.

Unter der Perspiratio insensibilis versteht man den unmerklichen Wasserverlust über die Schleimhäute, die Atmung und die Haut – ohne sichtbare Schweißbildung. Das sichtbare Schwitzen wird demgegenüber als „Perspiratio sensibilis“ bezeichnet.

Wird das in Ihrer Einrichtung gemacht?

Dann bilanzieren sie nur den flüssigen Anteil der Ernährungslösung.

Die Bilanz gibt mir eine grobe Orientierung des Flüssigkeitshaushaltes wieder im Zusammenspiel mit der Klinik des Klienten. Deshalb ist es für mich nicht verwerflich, wenn 200 oder 300 ml nicht bilanziert werden, wenn Sie Ihre pflegerische Fachlichkeit in die Waagschale werfen.

Bei weiteren Fragen zu Thema, können Sie mich gerne kontaktieren über die bekannten Wege.

Gerne können Sie auch ein Kennenlerngespräch mit mir ausmachen, wenn Sie ein Angehörige/r eines außerklinischen Intensivpatienten sind oder gar selbst Betroffener. Gerne komme ich zu einem unverbindlichen Beratungsgespräch zu Ihnen nach Hause und bespreche Ihre Situation vor Ort mit Ihnen.

Auch Pflegefachkräfte lade ich ganz herzlich ein, sich mit mir über die Möglichkeiten in der außerklinischen Intensivpflege auszutauschen.

Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen und es hat ein paar Fragen zum Thema geklärt. Wenn Sie mehr von CP und der außerklinischen Intensivpflege sehen und erfahren möchten, schauen Sie doch mal auf Social Media vorbei. Das würde mich sehr freuen. Genauso freue ich mich über einen Kommentar oder ein Like zu diesem Blogbeitrag.

Bis zum nächsten Blogeintrag!

Servus

IHR

Carsten Lehle

CP Intensivpflege GmbH - Geschäftsführer Carsten Lehle
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