Die 1:1 Pflege aus der Sicht eines Angehörigen

Wie geht es den Angehörigen mit der Situation?

Servus,

ich bin mal wieder mit einem neuen Blogeintrag an der Reihe. In den letzten Blogeinträgen bin ich auf den Ablauf einer 1:1 Versorgung eingegangen. Außerdem habe ich den Ablauf beschrieben, wie der Klient zu uns in die 1:1 Versorgung kommt.

Heute stellen wir uns zusammen der Frage: Wie geht es den Angehörigen mit der Situation?

Hierfür bin ich für dich einmal bei dem ein oder anderen Angehörigen ins Detail gegangen. Und ich kann dir sagen, es waren emotionale, aber auch positive Gespräche dabei. Und jetzt viel Spaß beim Lesen! 

Bei jedem Klienten ist es ein Schicksalsschlag – oder noch deutlicher gesagt: ein Schlag mitten ins Gesicht. Aber genauso für den Angehörigen, die Ehefrau, die Kinder oder Eltern. In vielen Fällen kann der Klient über sein Schicksal nicht mehr selbst entscheiden. Die meisten Personen haben keine Patientenverfügung im Voraus ausgefüllt (Hast du eine für dich?). Dann müssen die Angehörigen unter einem enormen psychischen Druck die fortlaufenden Entscheidungen treffen – und zwar wie es mit dem Vater, der eine Hirnblutung hatte und gerade im künstlichen Koma liegt, weiter geht. Denn er kann keine Entscheidungen mehr für sich treffen…

Aber wir fangen von vorne an:

Der Ehemann geht morgens aus dem Haus, um in die Arbeit zu gehen. Der Morgen ist wie jeder andere, dem Herrn geht es gut. Zum Abschied bespricht er mit seiner Frau was an dem Tag noch alles bei ihm ansteht. Dann verlässt er wie immer das Haus und macht sich auf den Weg in seinen Alltag.

Doch dann kam es anders als geplant – die Ehefrau erhält gegen Mittag einen Anruf von dem Vorgesetzten ihres Ehemannes.

„Dieser teilt ihr mit, dass ihr Mann gerade auf dem Weg ins Krankenhaus ist.“

Er ist an der Maschine umgefallen, hatte einen Herzstillstand und musste reanimiert werden. Was der Ehefrau in diesem Moment durch den Kopf ging, konnte sie mir nicht mehr genau sagen. Sie sagte es war einfach eine Leere und sie musste jetzt funktionieren. In Windeseile war sie im Krankenhaus bei ihrem Mann, konnte aber zunächst nicht zu ihm. Die Ungewissheit ging los – so langsam fing sie an zu realisieren was hier gerade geschieht. Fragen wie: „Wie geht es weiter?“ „Warum mein Mann?“ „Wieso habe ich heute Morgen nichts bemerkt?“ gingen ihr durch den Kopf. Das sind Fragen, die der Frau auch noch länger durch den Kopf gehen werden. Nach einiger Zeit durfte die Frau zu ihrem Mann.

Was war zu diesem Zeitpunkt die Prognose?

Dazu wollte ihr kein Arzt ein Kommentar abgeben. Die Tage sind vergangen und der Zustand ging auf und ab. Ihr Mann lag im künstlichen Koma. Und immer mehr stellte sich die Frage bei der Ehefrau: „Wacht mein Mann jemals wieder auf?“

Die Versuche, das künstliche Koma zu beenden scheiterten.

„Und immer näher rückte die entscheidende Frage: „Wie geht es jetzt weiter?“ Die Ehefrau wusste aber auch, dass sie kämpfen würde – auf keinen Fall möchte sie ihren Mann verlieren!“

Hierzu muss man folgendes sagen: Gerade bei den Fällen, bei denen es um eine Entscheidung geht, hat mit Sicherheit jeder von euch schon einmal vom “abschalten der Geräte” gehört. Diese Entscheidung ist nicht von jetzt auf gleich zu treffen. In diesem Fall war es jedoch zu keiner Zeit relevant.

„Durch das Klinikum wird eine Ethische Fallbesprechung gehalten, gerade psychisch, aber auch physisch ist dies von enormer Wichtigkeit gegenüber dem Betroffenen.“

Aber wie geht es jetzt weiter? Nach langer Zeit in der Klinik kann der Ehemann stabil in eine Reha Klinik entlassen werden. Mittlerweile hat der Ehemann auch eine Trachealkanüle bekommen. Bei der Reha konnten viele Funktionen wieder erlangt werden, die Reaktion steigt, aber dennoch ist die Diagnose vom Krankenhaus “Syndrom reaktionsloser Wachheit” was ursprünglich “Wachkoma” genannt wurde. Ober jemals wieder aufwachen wird ist unsicher.

Für die Frau war das eine extrem harte Zeit. Ihr Ehemann war noch weiter weg als zuvor. Und für sie war der Gedanke wie sie ihren Mann noch mehr unterstützen kann sehr präsent. Kinder gibt es keine – daher war die Flexibilität der Ehefrau größer als bei einer Familie mit Kindern. Sie hatte sich bei ihrem Arbeitgeber in dieser Phase beurlauben lassen. Sie nahm sich ein Hotel in unmittelbarer Nähe der Klinik, um so nah wie möglich bei ihrem Mann sein zu können. Aber auch hier stellte sich für die Frau immer wieder dieselbe Frage: „Wie geht es nach der Reha weiter?“

„Für die Ehefrau war klar: „Mein Mann kommt mit mir nachhause, an dem Ort, an dem er sich wohl fühlt.““

So wurde angefangen nach einem geeigneten Pflegedienst zu suchen. Sie hat sich für eine 1:1 Pflege in ihrer Häuslichkeit entschieden. (Wie der Ablauf der Übernahme vonstattengeht, habe ich euch bereits in meinem letzten Blogeintrag erzählt.) Die ersten Schocks konnten verdaut werden.

„Für die Angehörigen ist es immer ein Sprung zwischen Krankheit und Leben.“

Vor allem die Umstellung als die 1:1 Pflege zuhause begonnen hat, war enorm. Man ist plötzlich nicht mehr allein, den ganzen Tag ist jemand (zunächst fremdes) um einen herum.

„An die fehlende Privatsphäre musste man sich erst einmal gewöhnen. Mittlerweile aber sagt die Ehefrau, möchte sie keinen der Pflegekräfte mehr missen, man wächst zusammen, man lernt die Fassetten der einzelnen Charaktere kennen und irgendwie entwickelt sich da eine Art Freundschaft.“ 

Es ist doch so: man vertraut jemandem das Leben seines Angehörigen an. Man teilt sich so einiges…, dass da eine gewisse Bindung entsteht, ist nicht einmal so abwegig!

Aber wie sehen die Angehörigen die 1:1 Pflege?

Für die Angehörigen einer 1:1 Pflege ist dies die optimale Lösung der Ausgangsituation. Solange auch die Gegebenheiten der Wohnungssituation vorausgesetzt sind. Man kann weiterhin seinem Privatleben nachkommen, hat aber die volle Unterstützung, die man braucht.

Aber nicht für jeden ist die 1:1 Pflege etwas.

Einige kommen mit dem “Teilen” der Privatsphäre nicht zurecht. Man sollte aufpassen was man macht – und auch das Vertrauen gegenüber “Fremden” ist nicht jedermanns Sache. Aber auch dieser Punkt ist von mir nachzuvollziehen.

Und hierfür sind wir als Pflegedienst auch da: In unseren Gesprächen vor einer Aufnahme zeigen wir trotzdem immer positive, aber auch negative Seiten auf die die 1:1 Pflege mitbringt!

Ich hoffe es hat dir gefallen und ich konnte dir etwas aus der Sicht des Angehörigen aufzeigen. 

Wenn Du mehr von CP und der außerklinischen Intensivpflege sehen und erfahren möchten, schau doch gern mal bei uns auf Social Media vorbei. Über einen Kommentar oder ein Like würde ich mich natürlich auch freuen. 

Bis zum nächsten Blogeintrag!

Bis bald,

dein

Sebastian 

 

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17.04.24

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