COPD in der außerklinischen Intensivpflege

COPD – eine Volkskrankheit?!


Servus zusammen,

heute möchte ich Ihnen das Krankheitsbild der COPD* etwas näherbringen. Jede Pflegefachkraft hat im Laufe ihres Berufslebens wahrscheinlich schon Kontakt mit einem Klienten mit dem Krankheitsbild COPD gehabt.

Viele, besonders die älteren Semester an Pflegekräften (so wie ich), kennen noch die Begriffe“ pink puffer“ oder“ blue bloater“, die heute aber nicht mehr zeitgemäß sind und ich deshalb nicht näher darauf eingehen werde. Wen es interessiert, kann ganz einfach nachgoogeln…

Erkranken viele Menschen an COPD?

Man muss sich einmal vorstellen, dass die COPD die dritthäufigste Todesursache weltweit ist. COPD kommt kurz hinter der koronaren Herzkrankheit und einem Schlaganfall.

Wie viele Menschen sterben an COPD?

Etwa drei Millionen Menschen sterben weltweit jährlich an der Lungenerkrankung. 90 Prozent der Todesfälle entfallen auf Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen.

Wie alt sind die Betroffenen und was ist die Hauptursache, an COPD zu erkranken?

Hauptsächlich erkranken Menschen ab einem Alter von 40 Jahren an COPD. Experten gehen aber davon aus, dass zukünftig auch vermehrt jüngere Menschen betroffen sein werden, da viele Jugendliche schon sehr früh mit dem Rauchen beginnen – dem wichtigsten Risikofaktor für eine COPD.

Eine COPD wird in etwa 90 Prozent der Fälle durch das Einatmen von Tabakrauch verursacht.

Aber was genau ist eine COPD und welche Krankheiten zählen dazu?

Oft habe ich als Dozent in meinem Unterricht im Rahmen meines Basiskurses (Pflegefachkraft für außerklinische Beatmung) gefragt, welche Krankheiten zur COPD gehören.

Ich bekam immer die gleiche Antwort: Asthma bronchiale. Das ist aber falsch, da das Asthma nicht zwangsläufig chronisch verläuft.

Folgende Krankheiten zählen zur COPD:

  1. chronische Bronchitis

  2. Lungenemphysem

  3. small airway disease

Anbei die offizielle Definition:

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung* ist ein Krankheitsbild der Lunge mit einer dauerhaften Verengung der Atemwege, die insbesondere die Ausatmung erschwert (Atemwegsobstruktion). Die Verengung entsteht durch eine Entzündung der kleinen Atemwege (obstruktive Bronchiolitis), wodurch es zu Schleimproduktion und einer Zerstörung des Lungengewebes (Lungenemphysem) kommt, was dazu führt, dass die Atemwege bei der Ausatmung zusammenfallen. Ursächlich ist die langjährige Einatmung schädlicher Partikel, wie zum Beispiel beim Rauchen. Da die Obstruktion die Ausatmung behindert, kommt es häufig zu einer Überblähung der Lunge bis hin zum Fassthorax (im Extremfall). Das Fortschreiten der Erkrankung kann nur durch die Beseitigung der Ursache (z. B. Rauchstopp) verhindert werden.

Dann wurde die COPD in den 90er Jahren noch in Stadien eingeteilt, um das Krankheitsbild noch genauer zu beschreiben.

Die GOLD-Initiative

Definiert wurden die vier Stadien der COPD durch die GOLD-Initiative („Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease“) Ende der 90er Jahre. Diese Expert*innen-Kommission veröffentlicht regelmäßig aktualisierte Behandlungsempfehlungen für die COPD.

Ziel des GOLD-Reports ist es, die Therapie der COPD weltweit zu vereinheitlichen und allgemeine Behandlungsrichtlinien zu formulieren. Behandelnde Ärzt*innen können sich an den therapeutischen Empfehlungen des Reports orientieren und ihren Patient*innen so die bestmögliche medizinische Versorgung bieten.

  1. Das Stadium GOLD 1 ist das Anfangsstadium der COPD. Die Lungenfunktion weicht hier nur um 0–20 Prozent vom Sollwert ab und die Atembeschwerden sind meist noch so schwach ausgeprägt, dass die Betroffenen die Erkrankung kaum bemerken. Chronischer Husten und Auswurf können – müssen aber nicht – auftreten.

  2. Im Stadium GOLD 2, der mittelschweren COPD, weicht die Lungenfunktion bereits um 20–50 Prozent vom Sollwert ab. In diesem Stadium verspüren die Betrofffenen bei starker körperlicher Belastung möglicherweise leichte Atemnot.

  3. Im Stadium GOLD 3, der schweren COPD, weicht die Lungenfunktion nun um 50–70 Prozent vom Sollwert ab, was starke Atembeschwerden und möglicherweise Husten mit zähem Auswurf zur Folge hat. Die Beschwerden machen sich schon bei leichten Anstrengungen, z. B. beim Treppensteigen, bemerkbar.

  4. Im Endstadium GOLD 4 – der sehr schweren COPD – weicht die Lungenfunktion um mehr als 70 Prozent vom Sollwert ab. In diesem Stadium sind die Patienten chronisch mit Sauerstoff unterversorgt. Sie leiden unter schwerer Atemnot bei Alltagstätigkeiten und teilweise sogar im Ruhezustand. Ihre körperliche Belastbarkeit ist deshalb stark eingeschränkt.

Besonders im Stadium 2 und 3 benötigen Patienten phasenweise Sauerstoff zur Unterstützung.

Dann hat man noch die Schweregrade der Symptome eingeteilt, um noch mehr zu differenzieren und das Krankheitsbild zu behandeln.

Schweregrad nach Symptomen (GOLD A – D)

Zusätzlich gibt es die Einteilung in die Gruppen A – D. Diese zeigen die Stärke der Symptome, z. B. Schwere der Atemnot , sowie den Schweregrad der Exazerbation und die Exazerbationshäufigkeit an. Die Einteilung der COPD geht demnach also von GOLD I A bis GOLD IV D.

Symptome der COPD:

Diese haben sie bestimmt alle schon einmal gesehen:

Atemnot, Husten und Auswurf – abhängig vom Stadium natürlich unterschiedlich ausgeprägt.

Die Diagnostik der COPD wird anhand einer Lungenfunktionsprüfung und bildgebender Diagnostik wie z.B. Röntgen oder CT gestellt. Auch eine Blutgasanalyse kann die Diagnose festigen. Die Behandlung der COPD gestaltet sich schwierig.

Dennoch muss man sagen, dass die medikamentöse Therapie in den letzten Jahren deutlich besser geworden ist und dadurch die Lebensqualität sich für diese Patienten deutlich gebessert hat.

Die Therapie besteht meistens aus sogenannten Bronchodilatatoren, dazu gehören Beta-2-Mimetika und Anticholinergika. Sie werden meist inhaliert. Die Medikamente verringern die Muskelspannung in den Bronchien und erweitern so die Atemwege, die bei der COPD verengt sind. Das Atmen fällt leichter.

Bei einer stark ausgeprägten COPD kommt zusätzlich noch ein Kortisonspray dazu, um akute Atemnotzustände zu verringern.

Dann gibt es noch die klassischen Schleimlöser, die das Abhusten erleichtern.

Bei ausgeprägtem Lungenemphysem mit Bullae (luftgefüllte Hohlräume oder Blasen), müssen diese Bezirke manchmal chirurgisch entfernt werden, da diese nicht mehr am Gasaustausch teilnehmen und Sammelorte für Bakterien sein können.

Worauf muss man achten, wenn man einen Klienten mit COPD betreut?

Einer unserer Klienten hat eine ausgeprägte COPD. Er ist tracheotomiert, aber nicht beatmet. Ab und zu benötigt er Sauerstoff.

Oberste Priorität hat die Krankenbeobachtung. Wie sieht mein Klient aus, wie ist die Hautfarbe, wie ist die Atmung etc. – also frühzeitiges Erkennen von Veränderungen.

Wichtig ist das genaue Abhören der Lunge, was ja grundsätzlich bei Tracheotomierten regelmäßig erfolgen sollte.

Dokumentieren, was man abhört. Das ist ganz wichtig!!! Wenn Sie sich unsicher sind, hören Sie zusammen mit Ihrem Kollegen ab. Es gibt leider immer noch viele Pflegefachkräfte, die nicht adäquat eine Lunge abhören können. Das ist aber unsere Profession. Übung macht den Meister. Trauen Sie sich!

Holen Sie sich Unterstützung – bei Ihrer PDL oder Teamleitung oder einem erfahrenen Kollegen. Ich biete meinen unerfahrenen Mitarbeitern auch an, in der Versorgung vorbeizukommen, um zu unterstützen.

Wichtig ist auch ein adäquates Sekretmanagement.

Inhalationen nach Plan ausführen. Rechtzeitig endotracheal absaugen. Sekret beurteilen, nach Farbe und Geruch.

Sie haben alle schon mal von einer infektexazerbierten COPD gehört. Hier kommt es zu einer Verschlechterung des Krankheitsbildes, meistens akut.

Das kann man schon an der Veränderung der Farbe des Sekretes erkennen. Wird es gelb oder grünlich: Den Arzt informieren. Im Notfall muss man frühzeitig mit einem Antibiotikum beginnen, um eine Verschlechterung zu vermeiden. Dennoch sollte man, wenn möglich, mit Antibiotika zurückhaltend sein, um Resistenzen zu vermeiden.

Der Klient muss regelmäßig gelagert werden (wenn nichts dagegen spricht), damit alle Lungenbezirke gleichmäßig belüftet werden.

Unser Beispiel-Klient wird jeden Tag in den Rollstuhl mobilisiert. Durch solche Maßnahmen wird die Belüftung der Lunge verbessert.

Bei der Ernährung sollte man darauf achten, dass der Klient nicht zu viele kohlensäurehaltige Getränke zu sich nimmt. Dadurch wird das CO2 im Blut erhöht, was der Klient wieder abatmen muss. Ausreichende Kalorienzufuhr ist notwendig, da der Klient alleine schon durch den erhöhten Atemantrieb mehr Kalorien verbraucht.

Sollte ein Klient beatmet sein ist es wichtig zu wissen, ob eine chronische Bronchitis oder ein Lungenemphysem vorliegt. Hat er beides, wird die Beatmungsstrategie deutlich komplizierter.

Wieso ist eine chronische Bronchitis bei COPD-Klienten so problematisch?

Bei chronischer Bronchitis sind die Beatmungsdrücke meistens höher, da man gegen den Widerstand an der Lunge arbeiten muss.

Bei einem Lungenemphysem sollte man den Druck so gering wie möglich halten, da der Widerstand durch die Überblähung geringer ist und man durch einen hohen Druck zusätzliche Schäden verursachen kann.

Wie Sie alle wissen, ist jeder Klient individuell. Was bei dem einen passt, muss nicht zwangsläufig bei einem anderen funktionieren.

Die Messung der Sauerstoffsättigung am Finger ist bei COPDlern kritisch zu sehen. COPD*ler tolerieren deutlich niedrigere Sauerstoffkonzentrationen als Normalsterbliche.

Hier kommen einige Praxistipps:

Wie Sie sehen, ist die COPD ein sehr vielfältiges Krankheitsbild, das in diesem Blog nicht 100-prozentig erörtert werden kann.

In diesem Sinne biete ich Ihnen wie immer an, bei Fragen sich mit mir in Verbindung zu setzen.

Gerne können Sie auch ein Kennenlerngespräch mit mir ausmachen, wenn Sie ein Angehörige/r eines außerklinischen Intensivpatienten sind oder gar selbst Betroffener. Gerne komme ich zu einem unverbindlichen Beratungsgespräch zu Ihnen nach Hause und bespreche Ihre Situation vor Ort mit Ihnen.

Auch Pflegefachkräfte lade ich ganz herzlich ein, sich mit mir über die Möglichkeiten in der außerklinischen Intensivpflege auszutauschen.

Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen und es hat ein paar Fragen zu „COPD in der außerklinischen Intensivpflege“ geklärt. Wenn Sie mehr von CP und der außerklinischen Intensivpflege sehen und erfahren möchten, schauen Sie doch mal auf Social Media vorbei. Das würde mich sehr freuen. Genauso freue ich mich über einen Kommentar oder ein Like zu diesem Blogbeitrag.

Bis zum nächsten Blogeintrag!

Servus

IHR

Carsten Lehle


*(englisch chronic obstructive pulmonary disease, Abkürzung: COPD, seltener auch chronic  obstructive lung disease, COLD, übersetzt „dauerhaft atemwegsverengende Lungenerkrankung“, im ICD-Klassifikationssystem chronische obstruktive Atemwegserkrankung genannt)


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CP Intensivpflege GmbH – Geschäftsführer Carsten Lehle

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